Mit dem Niedergang Konstantinopels im frühen 13. Jahrhundert erfuhr venezianisches Glas ein großes wirtschaftliches Wachstum, da neben den technischen Erkenntnissen der Glasherstellung auch wichtige Handelsmärkte für Glas übernommen wurden. Dadurch konnte ein einzigartiges Monopol entstehen, dessen Erbe bis in die Neuzeit hineinreicht. Und es entstand ein Wissen um eine Kunstform, deren Geheimnisse bis heute nicht vollständig gelüftet sind.
Wie die Insel Murano zum Synonym für kostbares Glas wurde
Es hat einen einfachen Grund, warum die Insel Murano zum Inbegriff der Glasmacherkunst werden konnte: Angst. Im 13. Jahrhundert war die Furcht groß, dass die Öfen der Glasbläsereien in Venedig ein Feuer auslösen könnten, das die ganze Stadt vernichtet. Damals standen die Glasöfen in Venedig zwischen den Wohnhäusern und Unfälle durch übergreifendes Feuer waren an der Tagesordnung.

Auf Drängen der Einwohner und Glashersteller sah sich der Doge Pietro Gradenigo im Jahre 1295 gezwungen, per Dekret die Auslagerung der gesamten venezianischen Glasproduktion auf die nahegelegene Insel Murano zu veranlassen.
Die Angst vor einem Großbrand war aber nicht der einzige Grund für die Verlegung der Glasproduktion auf eine abgeschottete Insel. Auch das streng gehütete Geheimnis um die Herstellungstechnik der venezianischen Glaskunst wurde so bewahrt. Glasmacher waren per Gesetz verpflichtet, auf Murano zu leben und durften die Insel nur mit besonderer Genehmigung verlassen. Es war ihnen bei Androhung der Todesstrafe verboten, die Geheimnisse ihrer Kunst weiterzugeben. So sollte die Vormachstellung Venedigs in der Glasmacherei und die damit verbundene wirtschaftliche Stärke aufrechterhalten werden. Dennoch gelang es manchem Glasmachermeister, die Insel zu verlassen und die venezianische Glaskunst in anderen Regionen Italiens auszuüben.
Auch Spionage aus dem Ausland war ein Problem für Murano, denn der Reichtum, den die Glaskunst versprach, weckte Begehrlichkeiten. Ludwig XIV. beispielsweise entsandte Spione nach Venedig, um die Geheimnisse der Fertigung von Spiegeln zu stehlen. Dieses Wissen nutzte er, um den berühmten Spiegelsaal von Versailles zu realisieren.